Einladung zur Vortragsreihe
Zwischen Dialog, Konflikt und Geschwisterlichkeit:
Jüdische und Muslimische Perspektiven auf den ‚Anderen‘“
Hybrid- und Zoom-Veranstaltungen mit
Dr. Mahmoud Abdallah
und Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens
Die Beziehung zwischen Judentum und Islam ist seit jeher geprägt von tiefgreifenden theologischen, kulturellen und historischen Wechselwirkungen. Beide Traditionen teilen zahlreiche Gemeinsamkeiten, unterscheiden sich jedoch auch in wesentlichen Fragen – eine Spannung, die im Laufe der Jahrhunderte zu fruchtbarem Austausch, aber auch zu Konflikten geführt hat. Die Stiftung Stuttgarter Lehrhaus und die Arbeitsgruppe "Wege zum Verständnis des Judentums im Bereich der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wollen mit der neuen Veranstaltungsreihe „Zwischen Dialog, Konflikt und Geschwisterlichkeit: Jüdische und Muslimische Perspektiven auf den ‚Anderen’ „diese komplexen Dynamiken in den Blick nehmen.
Unter der Leitung von Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens und Dr. Mahmoud Abdallah beleuchtet die Reihe zentrale Aspekte der jüdisch-muslimischen Begegnung: von den Ursprüngen in den heiligen Schriften über die wechselvolle Geschichte des Mittelalters bis hin zu den Herausforderungen und Chancen in der Moderne.
Die beiden renommierten Referenten verbinden fundiertes Wissen mit persönlichen Einsichten und schaffen so einen Raum für eine differenzierte und lebendige Auseinandersetzung.
Im Dialog zwischen jüdischen und muslimischen Perspektiven nähern wir uns Themen wie der Wahrnehmung des „Anderen“, der Rolle von Recht und Tradition sowie der Bedeutung von Religion als Brücke zwischen unterschiedlichen Gemeinschaften. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern vor allem Begegnungen zu ermöglichen, die den Dialog zwischen den Religionen stärken und vertiefen.
Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns auf dieser Reise die Spannungsfelder und Verbindungslinien zwischen Judentum und Islam zu entdecken.
1. Studiennachmittag
Biblische und koranische Perspektiven auf den „Anderen“:
Eine Einführung und Austausch über die jüdisch-muslimischen Beziehungen
Veranstaltungsort:
Stuttgarter Lehrhaus im Paul-Gerhardt-Zentrum,
Rosenbergstr. 192, 70193 Stuttgart
Datum/Zeit: Sonntag, 9. Februar 2025, 15:00 – 18:00 Uhr
Format: Hybridveranstaltung (Präsenz + Zoom) Präsenzteilnahme bevorzugt
Referenten:
Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens und Dr. Mahmoud Abdallah
Die erste Veranstaltung führt in die Grundlagen der jüdisch-muslimischen Beziehungen ein und legt dabei den Fokus auf hebräisch-biblische und koranische Perspektiven. Gemeinsam werden zentrale Figuren und Themen in den heiligen Schriften betrachtet, wie etwa Jakob und Esau, Isaak und Ismael oder die Wahrnehmung des „Anderen“ im Tanach und im Koran. Ergänzt wird dies durch Einblicke in rabbinische Literatur oder den sogenannten Vertrag von Medina. Ziel ist es, die historischen Grundlagen zu erörtern und zu reflektieren, wie diese das jüdisch-muslimische Verhältnis prägen.
Zoom-Registrierungslink:
https://us06web.zoom.us/meeting/register/wMPvo95XRO6L0AlsPgR4iA
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Karl-Hermann Blickle ist verstorben
Die Stiftung Stuttgarter Lehrhaus für interreligiösen Dialog trauert um ihren Gründer und langjährigen Vorsitzenden Karl-Hermann Blickle. Er ist am Montag, dem 25. Juli 2022, im Alter von 72 Jahren verstorben.
Mit großem Respekt und tiefer aufrichtiger Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Karl-Hermann Blickle. Wir werden ihn dankbar in Erinnerung behalten.
Der aus Rosenfeld stammende Diplomvolkswirt und Unternehmer Karl-Hermann Blickle war zugleich in der internationalen Entwicklungshilfe sowie im interreligiösen Dialog engagiert. Zu seinen Gründungen gehörten die Stiftung Stuttgarter Lehrhaus für interreligiösen Dialog, die S.H.A.R.E - Stiftung für Mikrofinanz, Fairen Handel und Friedensförderung sowie das Ohr Torah Stone’s Blickle Institute for Interfaith Dialogue in Efrat/Israel. Im Deutschen Netzwerk für Wirtschaftsethik engagierte er sich für soziale Verhaltenskodizes von Unternehmen bei der Produktion in Entwicklungsländern.
Schon von 1971 bis 1973, also nur wenige Jahre nach dem Sechstagekrieg in 1967, arbeitete er als Entwicklungshelfer in Israel und der Westbank und setzte sich seither für ein friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern ein. Er war Unterstützer der Genfer Initiative, des einzigen Modellabkommens für eine verhandelte Zwei-Staaten-Lösung und war sowohl innerhalb der israelischen als auch der palästinensischen Gesellschaft sehr gut vernetzt. Dadurch war er in der Lage, Positionen beider Seiten zu hören, einzuschätzen und damit zu einem umfassenden Verständnis des Konflikts und zu potenziellen Lösungsmöglichkeiten beizutragen. Hierfür wurde ihm 2007 die Otto-Hirsch-Auszeichnung der Landeshauptstadt Stuttgart verliehen.
Karl-Hermann Blickle setzte sich zeitlebens unermüdlich gegen Antisemitismus ein. Er prangerte Geschichtsvergessenheit in Deutschland an und versuchte die Shoah-Erinnerungs- und Gedenkkultur bei den Menschen nachhaltig bewusst zu machen. Deshalb beteiligte sich Karl-Hermann Blickle gemeinsam mit zahlreichen Wegbegleitern an der Restaurierung der Alten Synagogen in Hechingen. Dort engagierte er sich jahrzehntelang im jüdisch-christlichen Dialog.
Sein Engagement umfasste auch Projekte der Friedens- und Entwicklungshilfe in Afrika. Mit der SHARE Stiftung unterstützte er Nothilfe für Binnenflüchtlinge, die vor der grausamen Gewalt der Terror-Organisation Boko Haram aus ihrer Heimat, dem Norden Nigerias, flüchten mussten.
Gemeinsam mit seiner Frau Lisbeth und dem langjährigen Freund Meinhard Tenné (seligen Angedenkens) gründete er 2010 die Stiftung Stuttgarter Lehrhaus für interreligiösen Dialog, deren Ziel es ist, den interreligiösen Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen zu fördern. Die Stiftung organisiert interreligiöse Veranstaltungen mit jüdischen, christlichen und muslimischen Partnerorganisationen in ganz Deutschland, im deutschsprachigen Raum und in Israel. Karl-Hermann Blickle sah schon sehr früh die Notwendigkeit des interreligiösen Gesprächs zwischen den Anhänger*innen der Abrahamitischen Religionen. Durch eigene Studien, Reisen nach Afrika und in den Nahen Osten sowie durch Begegnungen mit Menschen verschiedener Konfessionen drängte sich ihm die Frage nach Gemeinsamkeiten innerhalb der Religionen immer mehr auf. Dieses Thema begleitete und beschäftigte ihn bis zu seinem Tod.
"Der interreligiöse Dialog in Deutschland verändert sich. Heute stehen nicht mehr religiöse Dogmen und Glaubensunterschiede im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen Juden, Christen und Muslimen, sondern vielmehr der Austausch über Gemeinsamkeiten in den jeweiligen Glaubens- und Lebenswelten. Dialogbereite Juden, Christen und Muslime reflektieren längst eigene religiöse Traditionen im Spiegel von neuen Erfahrungen in der Frömmigkeitskultur von anderen. Auch Anhängerinnen und Anhänger von sogenannten frommen Glaubenswelten suchen den Austausch im interreligiösen Gespräch und wollen dabei eine tief in ihrem Glauben wurzelnde Haltung einnehmen, die sich in einer entsprechend bewussten Lebensgestaltung vor Gott äußert. Bemerkenswert ist hierbei folgende Erkenntnis: Die Trennlinien im interreligiösen Dialog gehen heute eher quer durch als entlang der Grenzen der etablierten Religionen.“
Mit diesen Sätzen umriss Karl-Hermann Blickle die Programmatik seiner Vision für den interreligiösen Dialog, die vor fünf Jahrzehnten mit seiner Frau Lisbeth in Israel seinen Anfang nahm und die er in Begegnungen, Veranstaltungen und Projekten vorantrieb.
Mit dem Ziel, diese Vision auch bundesweit neu bewusst zu machen und Wege zu ihrer Umsetzung in unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft aufzuzeigen, wirkte er im Jahre 2016 als Mitstifter bei der Gründung der Stiftung House of One in Berlin mit. In den nachfolgenden Jahren begleitete er als Stiftungsratsmitglied die weitere Entwicklung dieses interreligiösen Gebetshauses für Juden, Christen und Muslimen.
Kurz vor seinem Tod gründetet Karl-Hermann Blickle am 26. Oktober 2020 gemeinsam mit Rabbi Katriel Brander, Präsident und Rosh HaYeshiva des jüdischen modern-orthodoxen Bildungsnetzwerks Ohr Torah Stone/Das Licht der Torah, in Israel das Ohr Torah Stone’s Blickle Institute for Interfaith Dialogue. Es will durch die Vermittlung von qualifiziertem interreligiösen Fachwissen zum Islam und Christentum an religiös-fromme Schüler*innen, Rabbiner, Gemeindevorsteherinnen und jüdische Multiplikatoren einen für Israel friedenstiftenden interreligiösen Dialog fördern.
Mit all diesen Projekten leistete Karl-Hermann Blickle einen bedeutenden Beitrag für einen friedlichen und respektvollen interreligiösen Dialog über die Grenzen der Religionen, Kulturen und Nationen hinweg. Es ist für das Team der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus eine Ehre, sein Lebensprojekt des friedlichen interreligiösen Miteinanders fortführen zu dürfen. Wir werden es in seinem Sinne bewahren, weitertragen und weiterentwickeln. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor ihm.
Lisbeth Blickle,
Vorsitzende der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus
für interreligiösen Dialog
Matthias Neumann,
Organisation und Finanzen
Stiftung Stuttgarter Lehrhaus für interreligiösen Dialog
Hasan Dadelen,Stiftungsmitarbeiter und muslimischer Referent der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus für Interreligiösen Dialog